Aktuelles

Wir schließen uns dem allgemeinen Protest der niedergelassenen Ärzteschaft gegen die aktuellen Bedingungen in der ambulanten Versorgung an. Mehr zum Thema erfahren Sie hier. Hier können Sie den Protest unterstützen indem Sie per Vordruck Ihrem Bundestagsabgeordneten schreiben. Wie ernst die Lage wirklich ist, wird öffentlich praktisch nicht wahrgenommen. Folgende Umfrage verdeutlicht das Problem allerdings dramatisch: Viele Kassenärzte wollen hinwerfen!

Da in der öffentlichen Debatte der eigentliche Kern des Problems nie deutlich wird, versuche ich dies mit meinen Praxiszahlen einmal plastisch darzustellen:

Daten der Praxis Gorille


2016201720182019202020212022
Praxiskosten101.027 €138.476 €236.811 €191.663 €199.494 €185.031 €198.608 €
GKV-Erlös14.502 €105.916 €115.350 €156.020 €155.035 €171.583 €175.646 €

In Worte gepackt bedeuten diese Zahlen folgendes: Von 2016-2022 mussten ca. 257.000€ zugeschossen werden um gesetzlich versicherte Patienten (90% aller Patienten) behandeln zu „dürfen“. 

Oder anders ausgedrückt: Ich als Arzt habe noch nie einen Cent verdient durch die Behandlung gesetzlich versicherter Patienten (was wohlgemerkt 90% der Arbeit ausmacht).

Das System der gesetzlichen Krankenversicherung ist für die Leistungserbringer nicht tragfähig und kann nur existieren weil es Selbstzahlerleistungen und Selbstzahler (z.B. privat versicherte) gibt. Dies sollte sich jeder vor Augen führen, der über IGeL die Nase rümpft und sich darüber beschwert, dass der Arzt einen Privatpatienten „lieber“ behandelt als einen GKV Patienten.

Zum Zeitpunkt meiner Niederlassung hatten mich mehrere Mitarbeiter der Kassenärztlichen Vereinigung vor der Übernahme der kassenärztlichen Zulassung gewarnt mit den Worten: „Lassen Sie es, Sie werden verhungern!“.

Da die Kassenärztliche Vereinigung die Gelder der GKV (gesetzliche Krankenversicherungen) verteilt, müssen deren Angestellte es wohl am besten wissen.

Bei unserem aktuellen Protest geht es einzig und allein darum, dass es einem Kassenarzt möglich sein muss von der Versorgung aller gesetzlich versicherten Patienten leben zu können und darüberhinaus auch noch sein Personal angemessen bezahlen zu können. Ich kenne keinen einzigen Arzt, dem dies möglich ist (egal welcher Fachrichtung). 

Was ein Arzt als Freiberufler daneben privatärztlich macht ist nicht von Belang. Dies wird leider immer wieder als Argumentation zur Stimmungsmache herangezogen, nicht zuletzt von Hr. Lauterbach, der zum Thema Ärzte-Protest getwittert hatte, dass „Ärzte ja immer noch sehr gut verdienen“. Dass einem Bundesgesundheitsminister dazu nichts besseres einfällt, ist beschämend, und zeigt, dass er überhaupt nicht verstanden hat worum es eigentlich geht (oder vielmehr kein Interesse hat es zu verstehen). 

Wer allerdings die „Schuld“ für diese Misere reflexartig bei der derzeitigen Regierung sucht, der irrt. Die Budgetierung im Gesundheitswesen ist auf die Amtszeit von Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (1992) zurückzuführen.

Ähnlich alt ist übrigens auch die Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) nach der privatärztlich vergütet wird. Eine Novellierung der GOÄ wird der Ärzteschaft seit Jahren vorenthalten, obwohl sie längst fertig „in der Schublade liegt“. Dieser völlig veraltete Leistungskatalog bedeutet einen inflationsbedingten Kaufkraftverlust von ca. 60% gegenüber derselben Leistung vor 30 Jahren. Folglich schwinden auch hier zunehmend die Möglichkeiten die fehlende Vergütung der gesetzlichen Krankenkassen zu subventionieren (s.o.).